Rassismus in der österreichischen CBD Branche

CBD Blüten in Produktion

Am 4. Juni 2020 gingen rund 50.000 Menschen im Zuge der „Black Lives Matter“ – Demo vom Wiener MQ bis zum Karlsplatz. Ihr Ziel? Gemeinsam gegen Rassismus und Diskriminierung einzustehen. Der Auslöser war damals die brutale Ermordung des Afro-Amerikaners George Floyd durch die Polizei. Auch in Österreich ist Rassismus immer noch allgegenwärtig. Das geht von vermehrten Polizeikontrollen über rassistische Witze bis hin zu Mord. Oft wird Rassismus immer noch verharmlost oder sogar normalisiert. In der CBD und Cannabis Branche äußert sich dieser Rassismus vor allem in Form von Stereotypisierung und „Werbegags“ auf Kosten jener, deren Lebensrealität dadurch besonders negativ beeinflusst wird. Wir verstehen uns als Verbündete in allen Kämpfen um Gleichberechtigung, und nutzen unsere Plattform deshalb – auch – zur Aufklärung für dieses Thema.

Dieses Thema ist genauso wichtig, wie es weitgreifend und komplex ist. Es gibt eine Vielzahl von rassistischen Systemen, die bis heute ineinandergreifen und so das Leben von BIPoC Menschen erschweren. Und obwohl wir schon mehrere Male versucht haben diesen Blogbeitrag zu schreiben und zu gliedern, ist klar, dass ein Beitrag niemals ausreichen könnte, alle Aspekte von Rassismus und Diskriminierung zu beschreiben. Worauf wir uns allerdings konzentrieren können und möchten, ist Rassismus und Cannabis und der Zusammenhang mit der heimischen CBD Branche.

Was haben Cannabis und Rassismus überhaupt miteinander zu tun?

Auf den ersten Blick mag der Zusammenhang zwischen Cannabis und Rassismus gar nicht so eindeutig sein. Werfen wir allerdings einen Blick in amerikanische Gefängnisse oder hören Betroffenen von rassistisch motivierter Polizeigewalt zu, merkt man: Es ist sehr eng miteinander verknüpft.

Obwohl Cannabis laut anonymer Umfragen gleichmäßig von allen Bevölkerungsgruppen in Amerika konsumiert wird, sitzen dennoch 4x so viele BIPoC Menschen für drogenbedingte Verbrechen in amerikanischen Gefängnissen als Weiße. Sie werden öfter von der Polizei kontrolliert, erhalten härtere Strafen und kommen ca. 3x so häufig durch tödliche Polizeigewalt ums Leben. In Österreich werden unverhältnismäßig oft Menschen mit afrikanischer Herkunft Opfer von Polizeigewalt. Immer wieder kommt es zu gewalttätigen Übergriffen und vermehrten Personenkontrollen aufgrund vermeintlicher Verstöße gegen das Suchtmittelgesetz. Meistens beruht dieser Verdacht auf nicht viel mehr als der Hautfarbe der Betroffenen.

Und was genau hat das jetzt mit der CBD Branche in Österreich zu tun?

Manche von euch fragen sich jetzt vielleicht, was das denn alles mit der heimischen CBD Branche zu tun hat. Zugegebenermaßen ist die österreichische CBD Branche nicht der Ursprung, warum BIPoC Menschen Diskriminierung erfahren. Schließlich ist sie weitaus jünger als Rassismus in Österreich & Deutschland. Und dennoch trägt sie einen Teil dazu bei: Immer wieder verwenden CBD Unternehmen stereotype Abbildungen von BIPoC Personen, um ihre Produkte zu bewerben. Dies ist problematisch, weil die Darstellung von BIPoC Menschen in der Werbung oft sehr rassistisch geprägt ist. Gleichzeitig wird hier im Namen von „Lustiger Werbegags“ Kapital geschlagen aus einem Stigma, welches wiederrum die Lebensrealität der Betroffenen massiv beeinflusst und diese in ihrer Freiheit einschränkt. Wir alle nehmen ständig wahr, welche Dinge uns in der Werbung kommuniziert werden – wenn auch nicht immer bewusst. In diesen Fällen wird klar kommuniziert: BIPoC Menschen nehmen und verkaufen Cannabis!

Ist doch nur ein Scherz?

Mit Humor hat das Ganze übrigens nur wenig zu tun – auch wenn wir oft Rückmeldungen hören, wie „Aber versteht doch Spaß!“ oder „Ich darf diesen Witz machen, denn ich bin nicht rassistisch!“.  Leider ganz im Ernst: Diese Art von Stereotypisierung kostet manche Menschen ihr Leben. Rassismus ist also kein Spaß. Besonders zynisch für Betroffene ist oft die Tatsache, dass es nicht betroffene Menschen sind, die mit diesen Witzen Gewinn machen. Es ist eine lange Tradition, diskriminierende Dinge im Namen von Humor zu sagen oder jene als Spielverderber*innen hinzustellen, die nicht darüber lachen können.

Hier kann ein Check-in mit sich selbst ganz hilfreich sein: Fände ich das so lustig, wenn ich die Person bin, die keine Arbeit oder Wohnung findet, weil die weiße Mehrheitsgesellschaft sowieso davon ausgeht, dass ich Drogen verkaufe? Wie würde ich mich fühlen, wenn mich auf dem Heimweg von der Arbeit immer wieder die Polizei anhält – einfach nur weil ich existiere? Oder die Familien meiner Freund*innen ihnen den Umgang mit mir verbietet, weil ich ein schlechter Einfluss sein könnte, nur wegen meiner Hautfarbe?

Weiße Personen müssen sich diese Fragen selten stellen und erleben kaum diese Art von negativer Diskriminierung. Oft reagieren auch weiße Menschen sehr sensibel auf dieses Thema, weil sie finden, dass sie ja nichts dafür können oder sich machtlos fühlen und sie diesen Zustand ja auch eigentlich nicht wollen. Solltet ihr euch hier wiedererkennen und euch jetzt fragen, was ihr dagegen tun könnt, ist das schon einmal ein wichtiger Schritt:

Was können wir alle gegen Rassismus tun?

Wenn ihr rassistische Werbung seht, dann beschwert euch. Lasst entweder direkt das Unternehmen wissen, was ihr denkt oder beschwert euch beim Werberat. Hört Betroffenen zu, ohne ihnen ihre Erfahrung absprechen zu wollen. Sagt etwas, wenn Leute in eurer Umgebung rassistische Dinge sagen und versucht zu erklären, warum es rassistisch ist. Für Menschen, die ständig Diskriminierung erfahren, ist es sehr anstrengend und energieraubend, immer wieder erklären zu müssen, warum etwas rassistisch ist. Versucht Unternehmen von BIPoC Menschen zu unterstützen und folgt ihnen auf Social Media. Bildet euch über das Thema und nutzt die Unmengen an kostenlosen Ressourcen im Internet. Erwartet nicht, dass euch Betroffene aufklären müssen, weil es „ja in ihrem Interesse ist“. Es ist in unser aller Interesse eine Welt zu gestalten, in der sich jede*r sicher und wohl fühlt.

Hier sind ein paar Ressourcen, die uns allen zur Verfügung stehen:

Rassismus Report von ZARA

@verbuendete_r_sein

@saymyname_bpb

@wasihrnichtseht

Alice Hasters – Was weiße Menschen über Rassismus nicht hören wollen aber wissen sollten

Tupoka Ogette – Exit Racism

Beide Bücher findet ihr auch GRATIS auf Spotify!